Das Hightech Zentrum Aargau und das Pionier-Start-up SwissShrimp AG haben ein weiteres Förderprojekt in Angriff genommen. Die Crevettenzüchter aus Rheinfelden haben zudem eine nächste Kapitalerhöhung gestartet. Das ambitiöse Ziel: Nachhaltig produzierte frische Shrimps aus der Schweiz.
Man durchlebe gerade ein Auf und Ab, wie dies für ein pionierhaftes Jungunternehmen normal sei, umschreibt Mitgründer und Geschäftsführer Rafael Waber die Befindlichkeit der SwissShrimp AG. Das Start-up beliefert seit 2020 Gastrobetriebe und private Kunden in der Schweiz und in Liechtenstein mit Crevetten «made in Rheinfelden». Bis Mitte November 2023 läuft eine Finanzierungsrunde, bei der maximal 10'000 Namenaktien zu je 600 Franken bei bisherigen und neuen Investoren platziert werden. Aktuell sind 345 Aktionärinnen und Aktionäre beteiligt. «Der neue Kapitalzufluss ist essenziell, sowohl für das Erreichen der Gewinnschwelle als auch für die nächsten Entwicklungsschritte», erklärt Waber.
Die SwissShrimp AG und das Hightech Zentrum Aargau (HTZ) haben bereits mehrere Projekten realisiert. Beim nächsten Fördervorhaben geht es um eine Produktivitätssteigerung. Das Ziel sind planbare, kontinuierliche Erntemengen und ein Jahres-Output von 90 Tonnen. Damit wäre SwissShrimp in Europa führend. Projektpartner ist das Institut für Umwelt und Natürliche Ressourcen (IUNR) der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW in Wädenswil. Dieses Institut verfügt über grosses Fachwissen über den Betrieb von Kreislauf-Aquakulturanlagen.
SwissShrimp hat zuletzt auch in die eigene Fachkompetenz investiert. Drei Personen mit spezifischem Wissen bezüglich Shrimps-Biologie und Kreislauf-Aquakultur wurden 2023 eingestellt; aktuell beschäftigt die Firma 20 Personen. Im Sommer wurde bezüglich Aufzucht ein eigentlicher Kraftakt bewältigt: Alle acht Kreislaufsysteme inklusive Becken wurden geleert, dekontaminiert und neu befüllt. «Auf diese Weise konnten wir potentielle Wachstumshemmer identifizieren und in der Folge die Anlagetechnik optimieren», erläutert Geschäftsführer Waber. SwissShrimp orientiert sich konsequent an mehreren «Zielen für nachhaltige Entwicklung» (Sustainable Development Goals, SDGs). SwissShrimp bietet eine lokal produzierte Alternative zu den tiefgekühlt aus Übersee importierten Meeresfrüchten. Solche stammen teilweise aus Wildfang, der mit einem hohen Anteil an Fischbeifang verknüpft ist. Für viele Zuchtfarmen im Wasser werden Mangrovenwälder abgeholzt, zudem werden Zucht-Shrimps oft mit Antibiotika behandelt.
In der SwissShrimps-Farm auf dem Gelände der Schweizer Salinen AG in Rheinfelden entwickeln sich die importierten Postlarven in einer geschlossenen Salzwasser-Kreislaufanlage zu ausgewachsenen Tieren – innert 100 Tagen und bei einer Wassertemperatur von 30 Grad. Die thermische Energie für die Beheizung der 16 Salzwasserbecken stammt vom direkten Nachbarn, der Saline Riburg. Bei den «Aargauer» Shrimps handelt es sich um Weissbein-Garnelen, die in Asien und Südamerika heimisch sind. Übrigens: «Shrimps» ist ein Synonym für «Garnelen» und «Crevetten».
Die ersten Kontakte zwischen dem HTZ und der 2013 gegründeten SwissShrimp AG wurden 2016 geknüpft, als das Jungunternehmen noch einen Versuchsbetrieb in Luterbach SO führte. 2019 wurde erstmals in Rheinfelden geerntet. Mit Unterstützung durch das HTZ wurden bisher drei Finanzierungsprojekte umgesetzt:
Zur Zusammenarbeit hält Rafael Waber fest: «Das HTZ lenkt innovative Projektideen zielgerichtet in die richtige Bahn. Insbesondere bei der Wahl der Forschungspartner haben wir sehr gute Erfahrungen gemacht.» Dr. Peter Morf, Technologie- und Innovationsexperte des HTZ, ergänzt: «Das Hightech Zentrum Aargau kann auf eine äusserst interessante gemeinsame Geschichte mit SwissShrimps zurückblicken. Seit der Ansiedlung in Rheinfelden pflegen wir einen intensiven Austausch. Es geht darum, in jeder unternehmerischen Entwicklungsphase die richtigen Kontakte und Finanzierungsinstrumente zu finden, damit die nächsten Schritte effektiv und schnell in Angriff genommen werden können.»
Nov. 2018: Crevetten aus der Schweiz – ja, das gibt es. Fast 10 Jahre lang hat die Aufbauarbeit gedauert. Nun endlich beginnt die grösste Crevettenfarm Europas zu produzieren. Hören Sie den Radio-Bericht: https://www.srf.ch/news/panorama/kuriositaet-aus-rheinfelden-crevetten-aus-der-schweiz-ja-das-gibt-es
März 2019: Hier finden Sie einen interessanten Bericht des SRF über die erste Ernte: https://www.srf.ch/play/tv/schweiz-aktuell/video/shrimps-swiss-made?id=fdd57dca-3f92-4d14-8feb-6a3512ef7a4c
Juli 2022: Bericht in der NZZ
Juni 2023: SRF Aktuell Film